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  • AutorenbildLara Eliasch

Die 5 Gebote einer Story

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Fünf Finger bunte Finger Zahl Fünf Hand Kind

Heute erzähle ich dir, wie du aus einer Story eine gelungene Story machst. Wie du nicht nur eine Handlung nach der anderen aneinanderreihst und deine Figuren kopflos von A nach B scheuchst, sondern das Ganze zu einem stimmigen und spannenden Ganzen fügst. Fünf Zutaten ist alles, was du brauchst. Fehlt eines dieser Bestandteile, fehlt irgendwas in deiner Story. Sie wird nicht mitreißen, irgendwo wird es hapern.


Mit der „Story“ meine ich zunächst einmal die globale Handlung, allerdings ist das Tolle an den fünf Geboten, dass sich ebenso für die einzelnen Akte, Kapitel, Szenen und Sequenzen, ja bis hin zum kleinsten Abschnitt anwenden lassen. Du wirst merken: Achtest du beim Schreiben auf diese 5 Elemente, nimmt deine Geschichte wie von selbst Fahrt auf.


Okay, fangen wir mit Nummer 1 an:

 

1. Das auslösende Ereignis.


Dies ist das große Ereignis, das die Welt des Protagonisten aus den Fugen geraten lässt. Auf kleineren Ebenen bringt es die Situation ins Ungleichgewicht, stört eine Beziehung, tritt als Hindernis vor die Figur …


✨Es ist das initiale Ereignis, aus das die Protagonisten reagieren MÜSSEN und das alle weiteren Ereignisse in Gang setzt.✨


Dabei kann dieses Ereignis entweder

  • kausal oder

  • zufällig sein.

Kausal heißt: Das Ereignis ist das Resultat einer vorangegangenen Entscheidung. Zufällig bedeutet, wenn etwas Unerwartetes passiert, das keiner vorhersehen konnte.

Optimalerweise wechselst du immer wieder zwischen kausalen und zufälligen Ereignissen, um glaubwürdige auslösende Momente zu bekommen. Passiert alles aus Zufall, nimmt es dir keiner mehr ab. Ist alles jedoch Resultat einer Handlung, rechnet der Leser irgendwann damit – die Geschichte wird vorhersehbar.


Das stärkste auslösende Ereignis nimmst du natürlich für den Anfang, der Startschuss der die Leser dazu anreizt, weiterzulesen. Es ist das Versprechen an die Leser: Das wird dich in meinem Buch erwarten. Es ist die große Frage, die ganz zum Schluss beantwortet wird. Alice gerät ins Wunderland – kann sie den Weg zurück finden? Nemo wird im Fischnetz gefangen – kann sein Papa ihn finden? Dieses Prinzip kannst du auf jede kleinste Einheit deiner Story herunterbrechen. Beginne jede Einheit, Szene und Sequenz mit einem auslösenden Moment und deine Leser werden unbedingt weiterlesen wollen!

 

2. Steigende Komplikationen


Deine Geschichte hat nun einen starken Aufhänger. Jetzt ist es wichtig, dass die Spannung ansteigt, damit die Leser am Ball bleiben. Wie gelingt dir das? Steigere langsam, aber sicher den Konflikt. Klingt einfach, wird dennoch oft missachtet. Viele Geschichten und vor allem Szenen verharren stattdessen über lange Strecken auf derselben Wertungsebene oder fallen zwischendurch gar wieder zurück.


Wertungsebene? Das ist der Schwierigkeitsgrad der Situation. Stelle dir die Frage: Wie schwerwiegend sind die Komplikationen für den Protagonisten? Um das herauszufinden, kannst du wie folgt vorgehen:


✨Nimm alle Schwierigkeiten, denen dein Protagonist begegnet, und werte sie von 1 bis 10, wobei 10 für die richtigen Katastrophen steht, alles verloren, es gibt kein Weg zurück, und 1 vielleicht ein verpatzter Haarschnitt wäre.


Steigern sich die Werte? Schnürt sich die Schlinge immer fester um den Hals des Protagonisten? Wenn nicht, weißt du, wo du einen Spannungsabfall vermuten kannst. Dies kannst du für die Gesamthandlung, für ein Kapitel und für einzelne Szenen testen.


Hier 3 Tipps zum Konfliktaufbau:

  1. Gehe niemals zurück! Lasse nach einem Konflikt mit der Wertung 3 keine 2 mehr kommen. Setze die Hürden immer höher an. Treib deinen Prota dahin, dass er letztlich vor ultimativen Existenzfragen steht.

  2. Variiere die Schwierigkeiten! Es ist keine Variation, wenn der Prota sich erst ein Bein bricht, und danach einen Arm. Es ist dieselbe Kategorie mit anderen Parametern. Hat er aber das Bein gebrochen UND verliert dadurch seinen Job UND muss dann sein Haus verkaufen, sind das unterschiedliche Kategorien, die sich stetig steigern und ihn an seine Grenzen bringen.

  3. Lass ihn an einen Point of no Return kommen! Wie schwer ist es für ihn, zurück in sein altes Weltbild zu kommen, ohne eine Veränderung durchlebt zu haben? Je höher der Wert, desto irreversibler sollten die Entscheidungsmöglichkeiten sein.

Kleiner Hinweis: Eine Komplikation muss nicht einmal negativ sein. Flirtet eine Fremde mit deinem Protagonisten auf dem Weg zur Arbeit, wird er das durchaus positiv bewerten, es bringt ihn dennoch in eine Bredouille, wenn ein wichtiges Meeting bevorsteht. Variiere also ruhig auch positive und negative Ereignisse.


Mit einem solchen Konfliktaufbau wird die Spannungskurve unweigerlich steigen, bis jede Szene, jede Hürde in einer handfesten Krise mündet – deine dritte Zutat für eine gelungene Story.

 

3. Die Krise


Nachdem wir uns angesehen haben, dass jede Story, jedes Kapitel, jede Szene bis zu jeder kleinsten Sequenz einen auslösenden Moment braucht, der die stetig ansteigenden Komplikationen herbeiführt, mündet das Ganze in eine handfesten Krise.


✨Die Krise bezeichnet das Dilemma, in dem der Protagonist steht.✨

Jede Krise konfrontiert deine Figur mit einer Entscheidung, die er unweigerlich treffen MUSS. Dabei können auch kleinste Dinge den Prota in diese Krise führen.


Beispiel: Eine Frau will duschen, aber die Dusche hat nur kaltes Wasser. Wie handelt sie? Kalt duschen oder müffelnd zur Arbeit fahren?


Die Entscheidung, die die Figur trifft, offenbart dabei ganz nebenbei ihren Charakter. Damit werden lange Beschreibungen ihrer Eigenschaften unnötig (Stichwort „Show, Don't Tell“). Zwinge deine Protagonisten zu Entscheidungen und deine Leser werden ganz genau wissen, wer sie sind!


In der Gestaltung der Krise hast du zwei Möglichkeiten:

  1. Zwei schlechte Alternativen: Wie beim Beispiel der kalten Dusche – beide Möglichkeiten sind keine wirklich guten, doch sie muss wählen, welche die weniger schlechte für sie ist.

  2. Zwei unvereinbare Alternativen: Hier können es auch positive Möglichkeiten sein, doch eine Entscheidung schließt zwangsläufig die andere aus. Bruno will zur Ostsee in den Urlaub fahren, Heike nach Schweden. Sie können sich nur einen Urlaub zeitlich und finanziell leisten. Tja, wie entscheiden sie?


Solche Entscheidungen müssen wir im Alltag ständig treffen. Füge die zwei Arten der Dilemmas in deine Szenen ein, und du wirst merken, dass jede einzelne deiner Szenen an Dynamik und Spannung gewinnen wird.

Jede Krise führt dann nämlich zu einem Höhepunkt – dem 4. Bestandteil jeder guten Story.

 

4. Der Höhepunkt


Wer bist du wirklich?

Das, was du deinen Freunden von dir erzählst? Die großen Pläne, die du schmiedest? Die Fahne, die du schwenkst?


Nichts davon zählt, wenn es zur Krise kommt und du zwischen zwei schlechten oder zwei unvereinbaren Alternativen entscheiden musst. Diese Entscheidung offenbart den wahren Charakter einer Person.

Genauso auch in deinem Roman:


✨ Die Entscheidung, die auf die Krise folgt, bildet den Höhepunkt und zeigt, wer deine Figuren wirklich sind.✨


Natürlich kann ich mich für mutig und engagiert halten und eine große Klappe vor meinen Freunden haben – schweige ich jedoch im entscheidenden Moment, beweise ich das Gegenteil.

Damit ist der‍️ Höhepunkt gleichzeitig auch der optimale Weg, die Prinzipien des „Show, don‘t Tell“ anzuwenden.


Führe deine Figuren in die Krise und lasse sie dann agieren. Anhand dieser Entscheidung werden die Leser sie erst wirklich kennenlernen. Alle vorherigen Behauptungen von der Figur können in diesem Moment unterstrichen oder durchgestrichen werden.


Wichtig dabei: Lass eine Entwicklung deiner Protagonisten sichtbar werden!:


  1. Nebenfiguren dürfen hinter der Bühne agieren, Hauptfiguren allerdings sollten „on stage“ entscheiden. Halte deinen Lesern diesen wichtigen Punkt ihrer Entwicklung nicht vor (in Form von Rückblenden o. Ä.).

  2. Steigere die Höhepunkte in deiner Geschichte bis zum Point of no Return. Gib jedem Kapitel, jeder Szene einen eigenen kleinen Höhepunkt und steigere diese. Ein stetiger Anstieg lässt den Wandel in der Weltsicht des Protagonisten nahtlos und glaubwürdig erscheinen.

  3. Das, wofür dein Protagonist am Anfang steht, ist idealerweise das Gegenteil von dem, wozu er sich am Ende entschließt.

  4. Der große Höhepunkt am Ende deiner Geschichte zeigt, ob dein Protagonist das Zeug zum Helden hat. Schone ihn nicht, sondern führe ihn dahin, dass sich sein ganzer Wandel in dieser Entscheidung offenbaren muss!

Ein Dilemma bringt deine Leser dahin, sich selbst zu fragen, wie sie denn entscheiden würden – besonders wirkungsvoll, wenn es schwere Entscheidungen ohne klares Richtig und Falsch gibt. Wenn die Leser es hier nicht abwarten können, die Entscheidung deines Protagonisten zu erfahren, hast du dein Ziel erreicht: Das emotionale Investment deiner Leser. Und je nachdem, wie dieser Höhepunkt aussieht, werden sie die Figur dafür lieben oder hassen ;).


Aber das war noch nicht alles. Damit dein Roman unvergesslich wird und lange nachwirkt, brauchst du noch die fünfte Zutat:

 

5. Die Auflösung


Das ist der Part, der am meisten unterschätzt und am häufigsten vernachlässigt wird. Wenn der auslösende Moment der Start eines Fliegers ist, die Komplikationen der Aufstieg, Krise und Höhepunkt gemeinsam die große Schleife mit Looping bilden, dann ist die Auflösung die Landung.


✨Zeige die Folgen des Höhepunkts (also der großen Entscheidung nach der Krise) und gib deinen Lesern damit die Möglichkeit, sich von deinen Figuren gebührlich zu verabschieden.✨


Warum ist dieser Punkt so wichtig? Weil diese erst hilft, die Geschichte vollständig zu verdauen und das angenehme Gefühl von Befriedigung am Ende des Romans gibt. Kennt ihr das, wenn das Ende des Romans nicht stimmte und ihr am liebsten das Buch in die Ecke gepfeffert hättet? Das war wohl ein typischer Fall einer unzureichenden Auflösung.


Wie aber gestaltet man sie, dass die Leser am Ende der Geschichte ein atemloses „Wow“ von sich geben? Hier fünf Tipps:

  1. Verdeutliche einen Wertewandel. Wie hat sich beim Protagonisten die Sicht auf die Welt im Gegensatz zum Anfang des Buches verändert?

  2. Schließe jede Klammer, die du geöffnet hast. Führe alle Fäden zusammen.

  3. Vermeide es, nur eine einfache Zusammenfassung der Ereignisse und Erkenntnisse zu geben. Das wissen die Leser bereits. Zeige stattdessen die Folgen davon.

  4. Gestalte das Ende überraschend, und doch unausweichlich. Nimm nicht die erste Idee, die dir kommt, sei hier kreativ, doch lass es eine konsequente Folge aus dem Höhepunkt sein.

  5. Wenn der innere Wandel des Protagonisten im Mittelpunkt der Story steht (z. B. „Verantwortung übernehmen"), zeige grundlegende äußere Veränderungen (z. B. neuer Job). Wenn die Hauptveränderungen in externen Ereignissen liegen (z. B. ein Krieg), zeige am Ende einen starken inneren Wandel (z. B. Desillusion).


Innerhalb einer Szene oder einem Kapitel führt die Auflösung idealerweise in den auslösenden Moment der nächsten Szene. Damit ergibt sich ein natürlicher Cliffhanger. Das Kapitel endet nicht einfach an der spannendsten Stelle, um deine Leser zu quälen, sondern gibt erst einen spannenden eigenen Höhepunkt, bevor die Folgen davon in ein neues Ereignis münden.

Und nebenbei hast du auch dafür gesorgt, dass die Handlungsabfolgen logisch aufeinanderfolgen ;).


Klingt gut, oder? Probiere es aus und ich verspreche dir: Arbeitest du diese fünf Bestandteile einer Story in deinen Roman, deine Kapitel und deine Szenen ein, wirst du deutlich mehr Schwung bemerken. Damit muss nämlich Handlung eingebaut werden, die Figuren immer enger in die Ecke getrieben und zu schwierigen Entscheidungen gedrängt, die Folgen dieser Entscheidungen müssen gezeigt werden. Folge? Du hast nicht mehr nur einen Roman, sondern einen echt gelungenen Roman ^^.




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